
Fallseminar
Grundlegendes Ziel der Fallseminare ist es, sich anhand von Patienten und Patientinnen der Ausbildungsambulanzen intensiv mit theoretischen Konzepten der Therapieplanung, Beziehungs- und Therapieplanung zu beschäftigen. Im Sinne einer erweiterten Gruppensupervision soll darüber hinaus ausreichend Zeit für Eure Fragen und Anliegen sein.
Im ersten Fallseminar kann der Schwerpunkt auf insgesamt fünf Fragen liegen.
- Beziehung motivorientiert gestaltet?
- Ressourcen aktiviert?
- Problem des Patienten bzw. der Patientin verstanden?
- Ziele geklärt?
- Und wenn notwendig die Fragen: Was lief schief?
Die Gewichtung der einzelnen Schwerpunkte wird durch die von Euch eingebrachten Fallbeispiele entstehen. Insgesamt werden wir die Möglichkeit haben, 4-5 ausgewählte Fallbeispiele unter dem Blickwinkel der oben genannten Fragen zu betrachten.
Je nach Fragestellung benötigen wir unterschiedliche Vorbereitung für die einzelnen Themenbereiche.
Zu Thema 1: Beziehung motivorientiert gestaltet?
Mit Hilfe der Plananalyse nach Caspar sollen im Seminare die zentralen Motive und Pläne des Patienten identifiziert werden und Strategien für eine motivorientierte Beziehungsgestaltung abgeleitet werden. Diese Fragestellung kann für jede Therapiephase relevant sein, der größte therapeutische Nutzung liegt jedoch meist in der Anfangsphase der Therapie und in Phasen „therapeutischer Stagnation oder Irritation“.
Vorbereitung der TherapeutIn: Wichtigstes Arbeitsmaterial für die Erstellung von Plananalysen sind Videoausschnitte, idealerweise z.B. die ersten zehn Minuten einer Anfangssitzung oder einer „schwierigen Therapiesitzung“. Darüber hinaus wäre eine kurze Patientenvorstellung hilfreich (z.B. kurzes Infoblatt max. eine Seite) oder eine Vorstellung mit Hilfe des Flipcharts. PP-Präsentation ist nicht notwendig.
Zum Thema 2: Ressourcen aktiviert?
In unterschiedlichen Studien (u.a. von Grawe et al.) hat sich gezeigt, dass die Therapiemotivation und die Hoffnung auf mögliche Veränderung stark mit der Fähigkeit des Therapeuten bzw. der Therapeutin zusammenhängt, frühzeitig die Ressourcen der Patienten bzw. Patienten aufzudecken und zu erweitern.
Anhand eines Modells nach Grawe und Flückiger sollen Ressourcen analysiert und deren Nutzen für den therapeutischen Prozess diskutiert werden. In Rollenspielen können Strategien zur Aktivierung und Erweiterung von Ressourcen erprobt werden.
Vorbereitung der TherapeutIn: Die TherapeutIn sollte die Patientin soweit präsent haben, dass sie auf Fragen aus der Gruppe zu den Lebensumständen, etc. antworten kann. Eine kurze Falldarstellung (max. eine Seite) und ein Videoausschnitt wären hilfreich.
Zu Thema 3: Problem des Patienten bzw. der Patientin verstanden?
Diese Fragestellung ist insbesondere zu Beginn der Therapie relevant und in Therapiephasen, in denen es trotz scheinbar guter Vorbereitung und Strategienvermittlung nicht zum erwünschten Erfolg in der Umsetzung der erlernten bzw. angestrebten Verhaltensänderungen kommt. Gemeinsam sollen u.a. mit Hilfe von Ketten- oder Mikroanalysen sowie makroanalytischer Überlegungen ausgewählte Probleme ausführlicher betrachtet werden.
Vorbereitung der Therapeutin: Die TherapeutIn sollte die Patientin soweit präsent haben, dass sie auf Fragen aus der Gruppe zu den Lebensumständen, etc. antworten kann bzw. in einem Rollenspiel die Patienten „spielen“ kann. Eine kurze Falldarstellung (max eine Seite) und ein Videoausschnitt wären hilfreich.
Zu Thema 4: Ziele geklärt?
Die meisten von Euch werden in den bisherigen Therapien die Erfahrung gemacht haben, dass Anliegen und Beschwerden des Patienten bzw. der Patientin sind nicht immer in konkrete Ziele übersetzen lassen. Insbesondere allgemeine Wünsche zum verbesserten Wohlbefinden und unspezifischen Leidenszustände stellen für die Zielklärung eine Herausforderung dar.
Bei diesem Thema bietet sich die Gelegenheit, gemeinsam mit den anderen SeminarteilnehmerInnen anhand eines Fallbeispiels eigene Schwierigkeiten in der Zielklärung und Formulierung (z.B. mit Hilfe des GAS) zu bearbeiten.
Vorbereitung der Therapeutin: Die TherapeutIn sollte die Patientin soweit präsent haben, dass sie die Probleme und Anliegen der Patienten darstellen kann. Eine kurze Falldarstellung (max. eine Seite) und ein Videoausschnitt wären hilfreich.
Zu Thema 5: Und wenn notwendig die Fragen: Was lief schief?
Der Rückblick auf schwierige und evtl. auch unbefriedigende Therapieverläufe wird verstärkt in den folgenden zwei Fallseminaren mit Martin Neher und Harald Richter Thema sein.
Aber auch in diesem Seminar soll die Möglichkeit gegeben sein, rückblickend Faktoren für schwierige Therapieverläufe zu identifizieren.
Vorbereitung der Therapeutin: Die TherapeutIn sollte die Patientin soweit präsent haben, dass sie die Schwierigkeiten im therapeutischen Prozess der Gruppe darstellen. Eine kurze Darstellung der Therapieverlaufs (max. eine Seite) und ein Videoausschnitt wären hilfreich.